Wir haben uns gewöhnt wegzuschauen.
Am 15. November 1884 fand die Berliner-Afrika-Konferenz statt, bei der alle europäische Kolonialmächte zusammentrafen und Afrika unverschämt, zivilisationsbrüchig wie in Amerika und rücksichtslos unter sich aufteilten. Die Verstetigung der Kolonialisierung war maßgebend für die Herausbildung und Expansion des aktuellen Kapitalismus, von der bis heute Europa und darin Deutschland enorm profitieren.
Mit Glücks-, Erfolgs-, Leistungs- und Reichtumsversprechen verbirgt der Kapitalismus sein wahres ausbeuterisches und destruktives Gesicht. Lachende George Clooneys, unendliche Kaffeevariationen in vielversprechenden Packungen maskieren die elenden Arbeitsbedingungen und ökologischen Folgen der Kaffeeplantagen im globalen Süden.
déchainé (fr. für entfesselt, ungezügelt) setzt sich mit den Produktionsketten von (neo)kolonialen Gütern auseinander und verleiht ihnen einen akustischen Körper. Die einzelnen Geräusche der Produktion, des Vertriebs, des Konsums und Genuß von Kaffee treffen aufeinander und generieren erhellende Sound-Collagen. Mit Audio zeichnen und visibilisieren sie die enorme und verwobene Arbeitskette, die hinter jeder Tasse Kaffee steckt. déchainé lädt gleichzeitig ein, die Kette zu durchbrechen und gemeinsam alternative Wege zu gestalten, die ein menschen- und umweltwürdiges Leben ermöglichen und garantieren. Solidarität und dekoloniale Sensibilität dienen dabei als Werkzeuge im Kampf für Klimagerechtigkeit und gegen Ausbeutung, Enteignung und Umweltzerstörung.
déchainé nutzt bewussst ein Wort einer kolonialen Sprache, um auf die Unsichtbarmachung der Daseins- und Umweltzerstörung durch Konsum aufmerksam zu machen. déchainé wird sich transformieren (müssen). Der Jahrestag des 15.11.2020 ist der Start von déchainé.
Schafft Kontakt zum Widerstand. Macht ihn sichtbar. Hier wird es bald weitergehen. #déchainé
Schärft die Sinne, hört genau hin!